Berührung als Sprache der Liebe – Human Design, Trauma und Heilung

Berührung ist mehr als Nähe – sie kann dein Nervensystem regulieren, Stress abbauen oder Mauern einreißen. Für Menschen, deren Sprache der Liebe Berührung ist, bedeutet Zärtlichkeit Sicherheit, Verbindung und innere Ruhe. Doch was, wenn genau diese Sprache dir verboten wurde? Und wie kann dir Human Design dabei helfen, das eigene Bedürfnis nach Nähe besser zu verstehen?

Human Design Supersinn – Mein Zugang zur Welt über Berührung

Vor einer Weile bin ich im Zuge eines Frauen-Retreats das erste Mal dem Thema Human Design begegnet und sofort in Resonanz gegangen. Ich habe dadurch so einiges über mich selbst nochmal auf einer tieferen Ebene verstanden.

Sandy, die mir ein paar Eckdaten zu meinem Chart verriet, wies mich z. B. auf folgendes hin:

Im Human Design gibt es etwas, das als „Supersinn“ bezeichnet wird. Damit wird eine bestimmte Fähigkeit beschrieben, die uns zur Verfügung steht. Es gibt sechs davon:

• Riechen
• Schmecken
• Äußeres Sehen
• Inneres Sehen
• Fühlen
• Tasten

Mein Supersinn ist Tasten bzw. Touch und damit treffenderweise „berühren/anfassen“.

Das bedeutet: Körperkontakt ist essentiell wichtig für mich. Berühren und Berührtwerden erklärt mir die Welt – wie es mir und anderen gerade geht. Wenn mich jemand berührt, fährt mein Nervensystem herunter und ich fühle mich geborgen. Die Art, wie du mich anfasst, ist die Sprache, die ich am einfachsten verstehe.

Die 5 Sprachen der Liebe – Zärtlichkeit

Bevor ich Human Design begegnete, hatte ich das Buch von Gary Chapmann gelesen: Die 5 Sprachen der Liebe. Das war sehr aufschlussreich und erhellend für meine zwischenmenschlichen Beziehungen.

Zuerst war ich überzeugt, meine Sprache der Liebe müsse „Hilfsbereitschaft“ sein. Erst beim tieferen Eintauchen wurde mir klar, dass da noch etwas anderes schlummert, das so viele Jahre nicht sein durfte: Zärtlichkeit.

Wenn jemand Zärtlichkeit erfährt, dessen Sprache der Liebe Berührung ist – und darunter fallen Umarmungen, Händchen halten, Streicheln, Massagen und jede Art von Kontaktaufnahme durch Berührung – dann verstärken sich folgende Effekte:

• Abbau von Stresshormonen
• tiefere Bindung durch erhöhte Ausschüttung von Oxytocin
• bessere Laune durch Glücks- und Belohnungshormone

Doch was, wenn deine Sprache der Liebe dir verboten wurde?

Abspaltung, um nicht zu verhungern

Meine Psyche entschied sich für Dissoziation als Überlebensstrategie.

Meine Mutter hat mir damals erzählt, dass sie sich genau daran erinnert, wie es losging: Mit 2,5 Jahren wurde ich vom verkuschelten lachenden Mädchen zum Kind, das niemand mehr anfassen durfte. Sie verstand es nicht, ließ es aber zu, um nicht grenzüberschreitend zu sein. Es muss unglaublich schmerzhaft für sie gewesen sein.

Berührungen oder schlichtweg Körperkontakt waren für mich, solange ich mich zurückerinnern kann, (fast immer) Stress. Es braucht bis heute viel Zeit zum Warmwerden. Ich muss mich wirklich, wirklich emotional und körperlich sicher fühlen, damit mir jemand nahe kommen darf. 

Distanz als Schutzstrategie

Die meisten spüren nur (un-)bewusst die Mauer, das „fass mich nicht an“ – und handeln danach. Oft wird es als Arroganz oder Ablehnung interpretiert.

Blöderweise kann ich hinter meiner Mauer nur schwer die Grenzen der anderen wahrnehmen. Da ich diese auf keinen Fall missachten will, mag das für den ein oder anderen wie leicht autistische Züge oder Sozialphobie wirken. Wer die Serie Big Bang Theory kennt, weiß, an wen ich gerade denke. 🙂

Nähe oder Distanz? – Die Unsicherheit anderer

„Darf man sie jetzt anfassen, umarmen oder lieber doch nicht!?“
Diese Frage haben sich viele Menschen in meiner Umgebung gestellt.

Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder Anläufe gestartet, dieses Thema anzugehen. Doch meist führte es in Abwärtsspiralen: Gedanken darüber, wie unfähig, verkorkst und hoffnungslos ich sei.

In meiner Langzeitbeziehung in den 20ern wollte ich das erste Mal meine Geschichte erzählen – mein Verhalten erklären. Doch er wiegelte ab: „Das hat keine Bedeutung für mich.“ Also schwieg ich und steckte fest.

Heilung durch Berührung – Meine Reise zurück

Meine nächste Chance bekam ich neun Jahre später. Mit 31, nach Herzversagen und dem Aufgeben meines Lebens, begegnete mir ein Mensch, der alles veränderte. Er war der lebendigste Mensch, den ich bis dahin getroffen hatte, und aus irgendeinem Grund fand er meine Mauern spannend statt abschreckend. 

Ich bin niemandem begegnet, der so sehr permanent nach Berührung und Körperkontakt suchte – ganz grundsätzlich und mit allen Menschen. Er beschloss, sich mit unendlicher Geduld durch meine Mauern zu graben und wollte meine Geschichte hören. 

Heilung in Beziehung

Er war der Erste, dem ich sie irgendwann auch erzählte – als E-Mail, weil es mich unendlich viel Zeit kostete, Worte zu finden.

Gemeinsam kämpften wir uns durch Dissoziationen, Panikattacken und Mindfuck. Der Schmerz jeder einzelnen Berührung ließ mich wachsen und wieder ganz bei mir selbst ankommen. Mein Körper war endlich nicht mehr mein Feind. Ich habe mich nie mehr geliebt und auf allen Ebenen berührt gefühlt.

Und obwohl sich unsere Wege trennten, bin ich für immer dankbar für diese Begegnung. Er schenkte mir etwas, von dem niemand – am wenigsten ich selbst – dachte, dass ich es mir zurückerobern kann: den Zugang zu meinem Supersinn Berührung.

Also ist jetzt alles gut?

Jein. Wenn ich es mit meinem Ausgangspunkt vergleiche: ja. Aber wenn ich es mit einem „komplett heilen“ vergleiche: nein.

Ich erlebe noch immer Rückfälle in die Dissoziation und bin danach frustriert über mich selbst. Der Unterschied ist: Heute kann ich es ansprechen. Ich habe einen Wortschatz und ein Gefühl für mich selbst entwickelt. Genau diese Fähigkeit ist auch ein wichtiger Teil einer traumasensible Paartherapie, weil sie Paaren hilft, eigene Trigger zu verstehen und sicher miteinander zu kommunizieren.

Ich fühle mich, meine Grenzen, meine Trigger – und ich kann sagen:

„Auch, wenn es gerade für dich NICHT so aussieht, als wäre deine Berührung willkommen – danke. Deine Berührung verbindet nicht nur uns zwei miteinander, sondern vor allem mich mit mir selbst.“

Warum Berührung so mächtig ist

Berührungen sind mächtig. Sie reißen Mauern ein, verbinden Nervensysteme, schütten Glückshormone aus und können so viel Heilung bringen. Doch genauso wichtig wie Nähe ist es, Schritt für Schritt Vertrauen in Beziehungen aufzubauen, damit Berührung auch wirklich Sicherheit schenkt.

Fazit

• Human Design kann helfen, den eigenen Supersinn zu verstehen.
• Die 5 Sprachen der Liebe zeigen, welche Form von Zuwendung uns am meisten stärkt.
• Berührung ist nicht nur eine Geste, sondern eine Sprache, die Nervensysteme beruhigt und Seelen verbindet.

Dein nächster Schritt:

Wenn du das Gefühl hast, deine Sprache der Liebe ist blockiert, lass uns in der Paartherapie gemeinsam hinschauen.